Out-Law Analysis Lesedauer: 3 Min.

Wie sich Veränderung erfolgreich in juristischen Teams umsetzen lässt


Inhouse-Teams in der Rechtsabteilung, die ihre Arbeitsweise ändern wollen, können von den Erkenntnissen des bekannten Organisationstheoretikers Geoffrey Moore lernen, welche Herausforderungen mit der Implementierung neuer Technologien verbunden sind.

Moores Erkenntnisse sind besonders relevant in einer Zeit, in der sich Unternehmen an ihre Rechtsberatung wenden, um neue Arbeitsmethoden zu erschließen – sei es durch den Einsatz neuer Technologien, Prozessänderungen oder völlig neue Liefermodelle.

Von Technologie Enthusiasten bis hin zu den Nachzüglern

Moores bekannteste Theorie ist sein Konzept der Technologieadoptionskurve („Technology Adoption Lifecycle“), welches in unterschiedlichsten Industrien Anwendung findet. Dieses Konzept hat seinen Ursprung in den 1950er Jahren in der Forschung über die Einführung neuer landwirtschaftlicher Methoden und wurde später allgemeiner verwendet, um die Merkmale verschiedener Nutzersegmente zu definieren, die neue Technologien zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Marktreife adoptieren.

Die Anwendung dieser Theorie von Moore kann auch heute für viele Inhouse-Teams hilfreich sein, wenn sie nach Technologien oder anderen Prozessoptimierungen zur Steigerung der Produktivität und Effizienz suchen. Beispielsweise wenn sie sich mit der Herausforderung konfrontiert sehen, die Lösung tatsächlich von Mitarbeitenden im Arbeitsalltag umsetzen zu lassen, damit die Veränderung nachhaltig umgesetzt wird.

Der Zyklus zeigt, wie Innovators – Unternehmen oder Einzelpersonen – zu Beginn neue Technologien aggressiv verfolgen, um sich einen frühen Vorteil zu verschaffen. Sie sind in der Minderheit. Im Laufe der Zeit, folgen den Innovators die Early Adopters, die sich die neuen Ideen zu eigen machen. Es dauert eine Weile, bis sich die Lösung bewährt, dann nimmt der Zyklus an Fahrt auf. Nun kommt zuerst die Early Majority an Bord kommt, bevor die Late Majority ebenfalls am Markt teilnimmt. Letztere Gruppe ist diejenige, die abwartet und neuartige Lösungen oder Technologien erst dann übernimmt, wenn sie sich etabliert haben und die Vorteile klar sind. Die Nachzügler, Laggards genannt, vervollständigen den Zyklus – sie sind diejenigen, die neue Ideen, wenn überhaupt, nur zögernd annehmen.

Moore erkannte eine Lücke – die sogenannte Moore-Kluft -, die sich zwischen den Early Adopters und der Early Majority auftut. Diese Pause wird dadurch verursacht, dass sich neue Technologien und Ansätze in ihrem Nutzen einfach als zu schwierig erweisen, sodass sie nach und nach verschwinden. Sie werden nie von der Mehrheit angenommen, womit ihre Vorteile ungenutzt bleiben.

Moore schrieb darüber 1991 in „Crossing the Chasm: Marketing and Selling High-Tech Products to Mainstream Customers“. Besonders für im Technologievertrieb Tätige ist dieses Buch einer Bibel gleich. Doch die Theorien und Methoden des Buches lassen sich genauso gut auf nicht technologisch gestützte Innovationen anwenden.

Die Mooresche Kluft in der heutigen Welt des wirtschaftlichen Wandels

Heute erleben wir, dass Technologien, wie künstliche Intelligenz, mit Plattformen wie ChatGPT in den Mainstream übergehen. Innovation in Unternehmen kann aber auch bereits eine neue Art der Rechtsberatung sein, die Einführung eines ausgelagerten Liefermodells oder sogar die Optimierung von Remote-Arbeit. Moore erkannte, dass Early und Late Adopters sehr unterschiedliche Ansichten und Erwartungen haben, ebenso wie Innovators und Early Adopters. Er untersuchte demnach, wie ein neues Produkt so positioniert werden kann, dass es Unternehmen und Einzelpersonen mit unterschiedlichen Denkweisen anspricht, und schlug separate Ansätze vor, um neue Methoden bei verschiedenen Gruppen zielgerecht zu etablieren.

Wenn wir juristische Teams bei der Einführung neuer Arbeitsweisen unterstützen, sehen wir den Adoptionszyklus und die Moore'sche Kluft bei vielen Managed Legal Services-Aufträgen. Diese Methode ist nicht nur hilfreich, um zu verstehen, wie Unternehmen als Ganzes mit Veränderung umgehen, sondern auch, wie einzelne Mitarbeitende an neue Technologien und Methoden herangehen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es innerhalb eines Teams eine vielfältige Mischung von Werdegängen, Interessen und Perspektiven gibt. Entsprechend sollten so zu jeder Organisation sowohl Early Adopters gehören als auch Mitarbeitende, die Veränderungen eher zynisch und risikoscheu gegenüberstehen.

Für Manager juristischer Teams ist es wichtig, die Zusammensetzung ihres Teams zu verstehen und zu wissen, welche Reaktionen die Implementierung von neuen Technologien und Prozessen in den Mitarbeitenden hervorrufen könnte. Die Verwendung der Technologieadoptionskurve, um die Einstellungen einzelner Mitarbeitenden nachzuvollziehen und entsprechend die Implementierung zu planen, kann ein hilfreicher Weg sein, um zu erkennen, wo sie als Team stehen. Darauf basierend können individuelle Strategien formuliert werden, um Veränderungen durchzusetzen. Sei es eine Technologie, ein Prozess oder eine neue Art, die Mitarbeitereffizienz zu steigern.

Die wichtigsten Aussagen der Moore'schen Theorie in diesem Zusammenhang sind:

  • Wählen Sie sorgfältig aus, wo Sie anfangen wollen – Sie müssen Innovators und Early Adopters ansprechen, um Fortschritte zu erzielen und sich dabei bereits im Klaren sein, mit welchen Veränderungen Sie beginnen möchten. Möglicherweise haben Sie keine Daten, die Sie dabei unterstützen – vertrauen Sie also auf Ihr Bauchgefühl, fundiert durch die gesammelte Expertise Ihres Unternehmens und seiner Mitarbeitenden.
  • Erkennen Sie, dass positive Erfahrungen und Empfehlungen unter Kollegen immer noch am wirksamsten sind, um andere von Veränderungen zu überzeugen.Ermöglichen, unterstützen und teilen Sie gute Nachrichten und Erfolgsgeschichten. Seien Sie unnachgiebig.
  • Sie sollten wissen, was in naher und ferner Zukunft folgen könnte, auch wenn Sie zunächst nur einzelne Komponenten innovativer Lösungsansätze implementieren. Innovators und Early Adopters werden wissen wollen, wie der Weg langfristig aussieht – wo wollen Sie hin?
  • Machen Sie das neue „Ding“ und die Informationen darüber leicht zugänglich. Wenn Mitarbeitende erst aktiv danach suchen müssen, ist das an sich schon ein Hindernis.

Obwohl neue Technologien kommen und gehen und heutige Trends wenig gemein haben mit den Beispielen, über die Moore 1991 schrieb, ist das Modell des Technology Adoption Lifecycle auch heute noch relevant, um die Implementierung von Innovation erfolgreich zu managen.

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