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Covid-19: Mehr Anträge auf Kurzarbeit als in der Großen Rezession


Die Bundesagentur für Arbeit vermeldet einen außerordentlichen Anstieg von Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit. Covid-19 zeigt schwere Folgen auf dem Arbeitsmarkt und stellt Unternehmen vor Herausforderungen, wenn es um den Erhalt von Arbeitsplätzen geht, so Arbeitsrechtsexperten.

Die Bundesagentur für Arbeit (BfA) hat gestern ihre Arbeitsmarktstatistik für April 2020 veröffentlicht: Die Arbeitslosenzahl ist von März auf April infolge der Corona-Krise um 308.000 auf 2.644.000 gestiegen.

Die BfA bezeichnet diesen Anstieg als „außerordentlich kräftig“ und führt ihn auf die Corona-Krise zurück. Die Corona-Pandemie dürfte in Deutschland zur schwersten Rezession der Nachkriegszeit führen. Dadurch gerate auch der Arbeitsmarkt stark unter Druck.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Arbeitslosenzahl um 415.000 erhöht. Dementsprechend stieg die Arbeitslosenquote von März auf April um 0,7 Prozentpunkte auf 5,8 % und verzeichnet auch im Vergleich zum April des vorigen Jahres ein Plus von 0,9 Prozentpunkten.

„Covid-19 führt zu zahlreichen Herausforderungen für Unternehmen und jetzt schon zu  schwerwiegenden Folgen auf dem Arbeitsmarkt“, so Kathrin Brügger, Arbeitsrechtsexpertin bei Pinsent Masons, der Kanzlei hinter Out-Law. „Die Arbeitslosigkeit ist angestiegen, obwohl viele Unternehmen – sogar weit mehr als erwartet – in Form von Kurzarbeit finanzielle Unterstützung durch die Bundesagentur für Arbeit beantragt haben, um Entlassungen zu vermeiden. Gerade erst hat die Bundesregierung beschlossen, das Kurzarbeitergeld zu erhöhen; ein Ziel dabei ist, dass mehr Unternehmen Kurzarbeit beantragen anstatt sofortige Entlassungsmaßnahmen einzuleiten.“

Betriebe müssen vor Beginn der Kurzarbeit eine schriftliche Anzeige bei der zuständigen Agentur für Arbeit erstatten. Nach Stand vom 26. April, wurden in März und April 751.000 Anzeigen bei den Arbeitsagenturen erfasst, insgesamt sind bis zu 10,1 Millionen Personen betroffen. Laut BfA ist das eine im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten nie dagewesene Zahl und übersteigt noch um ein Vielfaches die Zahl der Anzeigen während der Großen Rezession 2008/2009. Im gesamten ‚Krisenjahr‘ 2009 gingen bei den Agenturen für Arbeit Anzeigen für 3,3 Millionen Menschen ein.

Laut BfA hat „mittlerweile nahezu jeder dritte Betrieb in Deutschland, in dem mindestens ein Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, Kurzarbeit angezeigt.“ Interessant ist auch, dass die Anzeigen – anders als in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 – aus allen Branchen kommen.

 „Trotz der hohen Zahl an Kurzarbeitsanträgen ist jedoch zu erwarten, dass die deutsche Arbeitslosenquote in den nächsten Monaten noch weiter steigen wird. Selbst wenn der Lockdown vorbei ist, ist damit zu rechnen, dass sich die Wirtschaft nicht so schnell erholen wird, wie sie eingebrochen ist“, so Lara-Christina Willems, Arbeitsrechtsexpertin bei Pinsent Masons. „Derzeit beantragen viele Arbeitgeber Kurzarbeit. Andere Unternehmen versuchen Kurzarbeit zu vermeiden und setzen auf andere Mittel wie beispielsweise Überstundenabbau und Betriebsferien. Langfristig werden die Unternehmen aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation genau prüfen müssen, unter welchen Voraussetzungen es ihnen möglich ist, alle Mitarbeiter zu halten.“

Dementsprechend haben auch nur wenige Unternehme neue Stellen ausgeschrieben. Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist laut BfA infolge der Corona-Krise regelrecht eingebrochen. Im April waren 626.000 Arbeitsstellen gemeldet, 169.000 weniger als noch vor einem Jahr. Saisonbereinigt gibt es bei der BfA 66.000 Arbeitsstellen weniger. Der sogenannte BA-Stellenindex – ein Indikator für die Nachfrage nach Personal in Deutschland – sank im April auf 94 Punkte und liegt damit 37 Punkte unter dem Vorjahreswert.

„Im internationalen Vergleich betrachtet geht es Deutschland auch bezogen auf die Arbeitslosenquoten noch gut“, so Brügger. „In anderen Ländern wirkt sich Covid-19 schon jetzt viel stärker auf den Arbeitsmarkt aus. Insbesondere in den USA haben bereits zahlreiche Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verloren und auch in Großbritannien und Spanien sind bereits deutliche Auswirkungen zu erkennen.“

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